Lange hat mich ein politischer Prozess nicht mehr so so beschäftigt, wie das Zustandekommen des "Mobilitäts- und Verkehrskonzept für die Universitätsstadt Marburg" - kurz MoVe 35. Seit Wochen läßt mich das Thema nicht mehr los, und im Grund habe ich nichts ausgelassen, was damit zu tun hat:

Ich habe den 245-seitigen MoVe 35 Endbericht studiert; Protokolle der Arbeitssitzungen gelesen; einen Vortrag des Beratungsbüros Planersocietät gehört; alle Artikel und Leserbriefe gelesen, die dazu in der Oberhessischen Presse erschienen sind und zwei Versammlungen der Stadtverordneten besucht. Ich war bei der Beschlussvorlage des Bau- und Mobilitätsausschusses dabei; habe die Impulsvorträge zu dem Thema auf einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats gehört; war im Bürgerhaus Wehrda, um dem öffentlichen "MoVe 35" Parteitag der CDU beizuwohnen; verfolge die Beiträge in verschiedenen Facebook-Gruppen; habe die Positionspapiere der BI Verkehrswende, Attac gelesen - um nur die wichtigsten Aktivitäten aufzuführen. Und natürlich habe ich diverse Gespräche mit Befürwortern und Gegnern des Konzeptes geführt.

Dazu war MoVe 35 ein häufiges Thema in unserem Podcast Randgeschehen - in sieben Folgen haben wir uns dazu ausgetauscht. Insbesondere in der Ausgabe 27 Mobilität der Zukunft - ein Streitgespräch?!. Aber auch in Folge 21, Folge 22, Folge 24, Folge 29, Folge 30 und Folge 31 - die Links verweisen auf die relevanten Stellen in den Videos.

Natürlich habe ich eine Meinung zur Mobilität in unserer Stadt, zum Einzelhandel, zur Oberstadt, zur Parkplatzsituation, zum Anwohnerparken, den Radfahrern, zu den Pendlern und vieles mehr. Gleichzeitig steht es natürlich außer Frage, dass Maßnahmen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen des Individualverkehrs erforderlich sind. Obwohl der Grundtenor des Verkehrskonzeptes in die richtige Richtung geht, bringen mich trotzdem zahlreiche Aspekte und Maßnahmen des Endberichts auf die Palme. Weiterhin habe ich den - nennen wir es mal - MoVe 35 Entstehungsprozess als äußerst fragwürdig wahrgenommen.

Lange Rede … die Gemengelage ist schwierig und ich habe mir lange Zeit die Frage gestellt, wie damit umzugehen ist, wie zu einem Urteil, einem Meinungsbild kommen?

"Schreiben fokussiert das Denken" hat mein alter Deutschlehrer immer gesagt. Ich werde also mal in verschiedenen Blog Beiträgen aufschreiben, wie ich die Dinge sehe, was mir aufgefallen ist und was mir dabei durch den Kopf geht. Betrachten werde ich dabei einzelne Aspekte - wie die Bürgerbeteiligung und Online Befragung, die Datenlage, das Beratungsunternehmen und die begleitende Kommunikation - um am Ende zu schauen, welches Gesamtbild, welches Fazit sich aus meiner Wahrnehmung ergibt.

Na dann …

  1. Vorgeplänkel
  2. Das Konzept
  3. Das Beratungsbüro
  4. Die Datenbasis
  5. Die Online-Umfrage